In Kürze (Frühjahr 2015) finden Sie hier unser aktualisiertes Schulprogramm zum Download. Besonders am Herzen liegen uns die Themen Erziehung und soziales Lernen.

Lesen Sie hier bereits Auszüge dazu aus unserem Schulprogramm….

2.3 Vereinbarungen zu Erziehung und sozialem Lernen

1) Rechtliche Grundlagen

Das Schulgesetz NRW benennt sehr deutlich das Recht auf Bildung, Erziehung und individuelle Förderung eines jeden jungen Menschen und unterstreicht die Wichtigkeit desselben durch die Nennung in §1 (vgl. Jülich 2012, 59).

Die Schule hat einen Bildungs- und Erziehungsauftrag zu erfüllen. Als Grundlage dienen das Grundgesetz und die Landesverfassung. Wichtige Pfeiler dieser Erziehung sind die Achtung der Würde des Menschen, die Bereitschaft zu sozialem Handeln, die Vermittlung von Demokratie, Freiheit, Toleranz und Frieden (vgl. Jülich 2012, 60).

Außerdem achtet die Schule das Erziehungsrecht der Eltern und wirkt auf eine partnerschaftliche Zusammenarbeit hin.

Die wichtigsten Erziehungsziele nach dem Schulgesetz sind:

  • „selbstständig und eigenverantwortlich zu handeln
  • für sich und gemeinsam mit anderen zu lernen und Leistungen zu erbringen
  • die eigene Meinung zu vertreten und die Meinung anderer zu achten
  • in religiösen und weltanschaulichen Fragen persönliche Entscheidungen zu treffen und Verständnis und Toleranz gegenüber den Entscheidungen anderer zu entwickeln
  • Menschen unterschiedlicher Herkunft vorurteilsfrei zu begegnen, die Werte der unterschiedlichen Kulturen kennen zu lernen und zu reflektieren sowie für ein friedliches und diskriminierungsfreies Zusammenleben einzustehen
  • die grundlegenden Normen des Grundgesetzes und der Landesverfassung zu verstehen und für die Demokratie einzutreten
  • die eigene Wahrnehmungs-, Empfindungs- und Ausdrucksfähigkeit sowie musisch-künstlerische Fähigkeiten zu entfalten
  • Freude an der Bewegung und am gemeinsamen Sport entwickeln, sich gesund zu ernähren und gesund zu leben
  • mit Medien verantwortungsbewusst und sicher umzugehen“ (Jülich 2012, 60 und Richtlinien 2008, 11).

Die Schule vermittelt demnach nicht nur Kenntnisse und Fähigkeiten, sondern auch Werte und Haltungen, die es dem jungen Menschen ermöglichen, sich zu entfalten, selbstständig Entscheidungen zu fällen, Verantwortungsbewusstsein zu entwickeln und für das Gemeinwohl einzutreten.

In der Grundschule werden „grundlegende Kompetenzen und Einstellungen angebahnt, die den Kindern die individuelle Gestaltung ihres Lebens, die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und selbstständiges, lebensbegleitendes Lernen dauerhaft ermöglichen“ (Richtlinien 2008, 15).

Die Aufgabe der Schule ist es auch, Lernfreude zu entwickeln und die Schüler mit Strategien und Methoden zum lebenslangen Lernen vertraut zu machen.

Außerdem ist es selbstverständlich, dass auch Schüler mit Entwicklungs- verzögerungen und Behinderungen besonders gefördert werden und individuelle Hilfen bekommen.

Aufgabe der Schule ist es, die Erziehungsarbeit als einen wichtigen Baustein ihrer Arbeit zu sehen und diese zu pflegen, zu reflektieren und weiterzuentwickeln (vgl. Richtlinien 2008, 17).

2) Was wollen wir erreichen?

Erziehungsarbeit ist uns ein großes Anliegen an der Lindenschule, denn nur in einer friedlichen, respektvollen Schulatmosphäre können Kinder motiviert lernen und sich weiterentwickeln.

Wir möchten, dass unsere Schüler gerne zur Schule kommen, sich wohlfühlen, sich füreinander und das gemeinsame Leben und Lernen interessieren und die Schule als Teil ihres Lebensraums wahrnehmen.

Ziel der Lehrkräfte ist es, dass die Schüler sie immer weniger „brauchen“, da sie an Selbstständigkeit und Verantwortungsbewusstsein von Jahr zu Jahr hinzugewinnen. Die Prozesse und Abläufe werden ihnen immer klarer und die älteren Schüler können als Multiplikatoren gelten, die ihre Werte, Haltungen und Kenntnisse weitergeben, z.B. in Form von Patenschaften, in den jahrgangsgemischten Gruppen im Offenen Ganztag, im Schulparlament, bei Arbeitsgemeinschaften am Nachmittag u.v.m.

Es ist uns wichtig, dass die Schüler befähigt werden, sowohl in sprachlicher als auch in kommunikationswissenschaftlicher Sicht, ihre Konflikte zunehmend selbstständig zu lösen. Sie sollen lernen, respektvoll miteinander umzugehen und die eigene Meinung zu vertreten, ohne den anderen zu verletzen.

Bei der Auseinandersetzung mit dem Thema Erziehung, die wir in den letzten beiden Schuljahren sehr intensiv betrieben haben, wurde für uns sehr deutlich, wie wichtig einheitliches Vorgehen bei diesem Thema ist und dass uns geeignete Absprache und Strukturen sehr hilfreich sein werden. Daher haben wir uns schrittweise weiterentwickelt und immer mehr Punkte in den gemeinsamen „Erziehungskanon“ aufgenommen. Uns ist durchaus bewusst, dass dieser Prozess niemals abgeschlossen sein wird.

3) Vereinbarungen an der Lindenschule

An der Lindenschule haben wir uns in den vergangenen Jahren regelmäßig intensiv mit dem Thema Erziehung auseinandergesetzt. Wir haben neue Ideen entwickelt, erprobt und reflektiert, eventuell ausgebaut oder verändert und erneut reflektiert. So haben wir z.B. den Offenen Anfang an der Lindenschule initiiert, nachdem wir an der Dortmunder Grundschule „Kleine Kielstraße“ hospitiert hatten. Wir haben deren Idee des Offenen Anfangs für uns adaptiert und in einem langen Prozess verändert und weiterentwickelt. Heute bedeutet dieser Offene Anfang für uns auch ein Stück tägliche Erziehungsarbeit, denn das stückweise Ankommen der einzelnen Schüler in der Klasse und das mögliche Einzelgespräch des Schülers mit der Lehrerin nach dem „Satz des Tages“ ermöglicht uns viel Einblick in die Gefühlslage der Schüler und hilft uns, sie dort abzuholen, wo sie stehen.

Neben dem Offenen Anfang haben wir einige Rituale entwickelt, die unser Schulleben ausmachen und für Schüler und Lehrkräfte sowie häufig auch für Eltern bereichernd sind:

  • Der Morgenkreis

Alle Schüler und Lehrer sowie interessierte Eltern treffen sich vierzehntägig am Montagmorgen um 8.15 Uhr im Foyer. Eine Klasse hat sich als Moderatorenteam vorbereitet und führt durch das Programm. Neben Vorführungen aus den Klassen werden auch wichtige Mitteilungen der Schulleitung oder des Schulparlaments verkündet sowie Ehrungen aller Art durchgeführt, z.B. Ehrung für besonders hilfsbereites Verhalten, für gutes Einhalten einer Schulregel, für engagierte Leseleistung, Gewinner des Mathematikwettbewerbs, des Fußball-Turniers u.v.m.

  • Das Motto der Woche

Wir sind davon überzeugt, dass soziales Verhalten gelernt werden kann. Um die 2014 überarbeiteten Schulregeln zu trainieren, stellen wir jeweils eine Regel als „Motto der Woche“ in den Vordergrund. Meistens handelt es sich dabei um etwas, das noch nicht so gut klappt und das dann gezielt trainiert werden soll. Die Kinder erhalten zusätzlich konkrete Hinweise, wie sie praktisch diese Regel gut umsetzen können. Häufig kommen die Kinder auch selbst zu Wort, so dass die Schulleitung mit dem Mikro herumgeht, denn die Ideen der Kinder sind häufig die besten. Beim nächsten Morgenkreis wird überprüft, wie das Motto der Woche umgesetzt wurde. Dazu berät auch das Schulparlament. Wenn die jeweilige Regel gut überprüfbar war, z.B. das Aufstellen nach der Pause, wird der besten Klasse eine Urkunde überreicht.

  •  Das Schulparlament

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Das Schulparlament wird zu Beginn jedes Schuljahres neu gewählt, da es aus den Klassen-sprechern und deren Vertretern besteht. An der Lindenschule nehmen daher 16 Kinder zusam-men mit Frau Gehlings an den Treffen de Schul-parlaments teil. Sie treffen sich in regelmäßigen Abständen (meistens vierzehntägig) und besprechen und diskutieren, was an der Schule beibehalten und was verbessert werden sollte. Zuletzt waren die veränderte Pausen-regelung und das Einhalten der Schulregeln heiß diskutierte Themen. Die Ergebnisse und Ideen des Schulparlaments werden im Morgenkreis allen Kindern präsentiert.







  •   Der Klassenrat

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Jeden Freitag tagt in allen Klassen der Klassenrat. In den unterschiedlichen Jahrgängen wirken die Kinder in zunehmendem Maße mit. Ab Klasse 3 kann das Protokoll bereits von einem Kind geschrie-ben werden, so dass in der darauffolgenden Woche nachgeschaut werden kann, ob Vereinbarungen eingehalten wurden oder nicht.

Die Klassen wurden vom Förderverein mit dem Klassenratsset ausgestattet, das aus einem Briefkasten, Notizzettel-Kopiervorlagen, Ämtervorlagen und Tipps zur Durchführung besteht. Dieses Material ist sehr hilfreich, um die einfache und zielgerichtete Durchführung des Klassenrats zu ermöglichen und den Kindern Mitbestimmung zu ermöglichen (vgl. Klassenratsset zu www.DerKlassenrat.de).

 

  •   Schulregeln

Die Schulregeln sind in einem langen Prozess des Austauschs an der Lindenschule entstanden. Sie beziehen sich auf die Bereiche der Klasse, des Schulgebäudes und des Schulhofs. Die Schulregeln wurden von allen Schülern durch ihre Unterschrift akzeptiert und hängen in allen Klassen und im Schulgebäude aus. Im Morgenkreis wird das Motto der Woche verkündet, das sich auf eine Schulregel, die besonders trainiert werden soll, bezieht (vgl. Morgenkreis, vgl. Vereinbarungen zur Zusammenarbeit).

  • Vereinbarungen zur Zusammenarbeit

Seit Beginn des Schuljahres 2014/15 nutzen wir die „Vereinbarungen zur Zusammenarbeit an der Lindenschule“, um unsere Arbeit und die Zusammenarbeit mit Schülern und Eltern transparent zu machen. An den Klassenpflegschaftssitzungen wurden die „Vereinbarungen zur Zusammenarbeit“ vorgestellt sowie Fragen erläutert. Zu Beginn des Schuljahres zeigten alle Schüler, Eltern und Lehrer, dass sie hinter diesen Vereinbarungen stehen und diese einhalten möchten (siehe Anhang: Vereinbarungen zur Zusammenarbeit an der Lindenschule).

  • Dienste der Kinder

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Während der Hofpausen übernehmen einige Kinder der vierten Schuljahre Dienste für die gesamte Schulgemeinschaft. Es gibt einen Trösterdienst auf dem Schulhof, der mit Kühlpacks und Taschentüchern bei kleinen Problemen Hilfe leistet und Ansprechpartner ist. Oft bringt auch der Trösterdienst Kinder zur Aufsicht oder kann schon mit ein paar netten Worten Hilfe leisten.

LS_SPR_027Der Türdienst sorgt dafür, dass dieSchüler die Pause auf dem Hof verbringen und nur zum Toilettenbesuch das Schulgebäude betreten oder wenn sie verletzt sind.

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Der Toilettendienst sitzt vor den Toiletteneingängen, gibt Papier und Seife aus und kontrolliert die angemessene Nutzung der Toilette.

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Sehr wichtig ist auch der Spieledienst, der die Ausleihe der Spielgeräte für die Pause übernimmt. Jedes Kind erhält zu Beginn des Schuljahres eine Spielekarte und kann damit je ein Spielgerät ausleihen.

Wir nehmen an der Lindenschule bereits seit einigen Jahren am EU-Obstprogramm teil und haben sehr positive Erfahrungen damit gemacht. Zusätzlich zu helfenden Eltern, die morgens das Obst zerkleinern und für die Klassen portionieren, helfen jeweils die Kinder der Jahrgänge zwei bis vier an einem Vormittag mit. Dies findet während des Offenen Anfangs statt und betrifft stets nur einzelne, wechselnde Kinder. Am Ende wird ein leckerer Obstteller in die einzelnen Klassen gebracht und in der Frühstückspause das Obst verteilt.

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Selbstverständlich übernehmen auch in den einzelnen Klassen die Kinder Aufgaben für die Gemeinschaft. Austeil-, Kakao-, Tafel- und Fegedienst sind in allen Klassen etabliert.

  •   Soziale Ehrungen

Im Morgenkreis werden Ehrungen für besonderes Verhalten, das dem Wohl der Gemeinschaft dient, ausgesprochen und Urkunden überreicht.Dies kann sowohl für einzelne Schüler als auch für Klassen der Fall sein.

  •  KlasseKinderSpiel

Anfang 2013 wurde dem Kollegium das KlasseKinderSpiel in einer Konferenz vorgestellt. Gemeinsam wurde inhaltlich gearbeitet und diskutiert und nach geeigneten Belohnungen gesucht. Seitdem wird das KlasseKinderSpiel in vielen Klassen regelmäßig eingesetzt (vgl. Hagen / Hennemann / Hövel 2012, 16-19).

  • Patenschaften

Seit vielen Jahren übernehmen die Drittklässler die Patenschaft für einen Erstklässler und helfen ihm so, gut an der Lindenschule anzukommen und sich einzugewöhnen. Häufig entwickeln sich Freundschaften aus dieser Verbindung. Anfangs erleichtern die Drittklässler den Erstklässlern den Schulanfang und stehen ihnen als „großer Bruder“ oder „große Schwester“ zur Seite. Nach und nach kommt auch viel von den Erstklässlern zurück und so schreiben die Klassen sich gegenseitig oder beschenken sich. Außerdem unternehmen sie Unterrichtsgänge oder Ausflüge zusammen.

Nach neueren Überlegungen und Erfahrungen in diesem Schuljahr möchten wir zum neuen Schuljahr 2015/16 die Patenschaft auf Viert- und Erstklässler übertragen. Die Viertklässler halfen bereits in diesem Schuljahr den Erstklässlern im Offenen Anfang und leiteten sinnvoll Lernspiele für sie an. Außerdem unterstützten sie die Erstklässler beim Umziehen in den ersten Sportstunden. Wir haben festgestellt, dass beide Seiten daraus einen noch größeren Nutzen ziehen können und sehr gute Verbindungen zwischen diesen beiden Jahrgängen entstanden sind.

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  • Leisepokal / Star der Stunde

In einigen Klassen gibt es einen Leisepokal, den jeweils das Kind auf seinem Tisch stehen lassen darf, das besonders leise und aufmerksam war. So wird positives Verhalten verstärkt und das jeweilige Kind ist sehr stolz darauf.

  •  Feedbackbriefe

In unserer Beschäftigung mit dem Thema Erziehung wurde uns als Kollegium bewusst, dass wir noch stärker an einem Strang ziehen möchten. Zum Schuljahresbeginn 2014/15 entwickelte die Steuergruppe einen „roten Ordner“, der in jeder Klasse steht und der sowohl zahlreiche organisatorische Informationen wie Klassenliste, Aufteilliste, Kinder im Offenen Ganztag, Fördergruppen usw., aber auch zahlreiche Vorlagen für Elterngespräche, Kontakt zum Psychologischen Dienst, Schweigepflichtsentbindung usw. sowie Vorlagen für Feedbackbriefe enthält. U.a. gibt es einen Frohbrief, der den Eltern in wenigen Worten mitteilt, was die Lehrerin bei diesem Kind gerade besonders froh macht.

Coolness-Training

Neben diesen zahlreichen Ritualen und Strukturhilfen haben wir uns auch an den letzten Pädagogischen Ganztagen mit dem Thema Erziehung beschäftigt. So haben wir uns Ende 2013 mit dem „Bensberger Modell“ in einer ganztägigen Fortbildung auseinandergesetzt, mussten aber feststellen, dass wir es für unseren Alltag schwer umsetzbar finden.

Im Oktober und November 2014 wurde in den vierten Klassen ein Coolness-Training durchgeführt. Vorher nahm auch das Kollegium sowie der Offene Ganztag an einem Pädagogischen Ganztag gemeinsam an einer Fortbildung teil. Das Thema Respekt und die einfache Vermittlung desselben als oberste Verhaltensregel zog sich durch den gesamten Tag. Unser Fortbilder Herr Volker Rau, Coolness-Trainer und tätig bei Jungs e.V. Duisburg, zeigte uns sehr anschaulich und in zahlreichen Selbstversuchen, was die Schüler in den nächsten Wochen erwarten würde.

Die Klassen 4a und 4b wurden im Oktober und November 2014 an je zwei Schulvormittagen fortgebildet. Die Resonanz darauf war durchweg positiv. Die Klassen 3a und 3b nehmen im Februar und März 2015 am Coolness-Training teil.

Ein Elternabend zu diesem Thema wurde von Herrn Rau im Herbst 2014 durchgeführt.

Für unsere Weiterarbeit planen wir eine Anbahnung des Themas in den Klassen 1 und 2 und Vereinbarungen zur Weiterarbeit in den nächsten Jahren.